Das nachfolgende Interview
wurde aus dem
"MAGAZIN DER SZENE HAMBURG UND DES HAMBURGER
SPORTBUND" Ausgabe 2018/04 entnommen. Hier der Artikel:
Mit einem Schlag
einlochen
Es könnte die 1-Million- Euro Frage bei, Wer wird
Millionär sein?" sein.
Welcher Hamburger Student der Gebrauchsgrafik wurde 1956
zum Vater des Minigolfs? Jede Sportart hat ihre Pioniere, doch nur extrem große Liebhaber des beliebten Bahnengolfs im Kleinformat würden den TV-Sender RTL hier locker den begehrten Hauptpreis
abluchsen können , indem sie auf Sieghardt Quitsch tippen.
Die transportable
Minigolfbahn
Gleichwohl vollbrachte der
heute 86-Jährige eine historische Leistung, als er vor 62 Jahren an der Kunstschule mit einer Gruppe von Gebrauchsgrafikern den Auftrag erhielt, eine transportable Minigolfbahn zu entwerfen.
,,Eine feste Bahn wurde wenige Wochen zuvor in „Planten un Biomen errichtet", er innert sich Quitsch. Nun ging es darum, eine Minigolfbahn zu schaffen, die auf der Ladefläche eines LKW
transportiert werden konnte, damit das Minigolf-Spiel sich über Deutschland verbreiten konnte. ,,Außerdem war uns wichtig, dass auf jeder Bahn mit einem Schlag eingelocht werden konnte", so
Quitsch. Die Aufgabe nahm viel technische Detailarbeit in Anspruch. Doch sie gelang - und Quitsch kam seitdem vom Minigolf nicht mehr los. Der Ehrgeiz packte ihn.
,,Mein ganzes Leben lang_ habe ich versucht, eine
l8er-Runde auf 18 Bahnen zu spielen. Doch das hat nie geklappt , dafür habe ich vieleAnlagen mit 19 Schlägen bespielt."
Quitsch engagierte sich aber beileibe nicht nur bei der
Ausübung der schon bald in Deutschland sehr beliebten Sportart. Über 60 Jahre lang war er in verschiedenen Funktionen für Minigolf aktiv. So war Quitsch beteiligt an der Gründung des Hamburger
Minigolf-Verbandes (heute Hamburger Bahnengolf-Verband), dessen zweiter Vorsitzender er bis heute ist. Als Referent für den Seniorensport machte er sich ebenfalls verdient. Mit der
Seniorennational-Mannschaft tourte
er zwölf Jahre (1992-2004) als Seniorenwart quer durch
Europa. ,,Das war wirklich eine wunderbare Zeit", erinnert er sich.
Neuer Trend: Schwarzlicht
Minigolf
Sorge n um seine geliebte Sportart macht sich Quitsch aber
auch. Sicher, es gibt immer noch viele Freizeitspieler, die gerne auf die Bahn gehen und mit vielen den verschieden Bällen einlochen wollen. Minigolf hat einen sehr hohen Bekanntheitsgrad, ist
auch wegen seines Spaßfaktors und vielfältiger Bahnengestaltung beliebt. An der Kieler Straße in Stellingen wird sogar Schwarzlicht-Minigolf im Gebäude als Funsportart angeboten.
Aber im Leistungssegment sieht die Lage schlechter aus.
Trotz diverser Einzel- und Mannschaftswettbewerbe fehlt
der Nachwuchs . ,,Auf dem Höhepunkt gab es zehn Vereine
und 400 Mitglieder, heute sind es fünf Vereine und rd. 200 Mitglieder. Das Interesse an Minigolf als Vereinssport hat sich halbiert, obwohl wir als Verband
wirklich sehr viel um die Jugend geworben haben. Leider
scheinen gerade die jungen Menschen kein Interesse mehr am Minigolf zu haben", bedauert Quitsch. Fünf Vereine mit 200 Mitgliedern. Dabei seien
doch gerade die vereinseigenen Anlagen in einem
Top-Zustand. ,,Es gibt circa 20-25 Anlagen in Hamburg und sehr viele
Möglichkeiten, um am Minigolf Spaß zu haben", so Quitsch.
Was ihn an der Sportart immer fasziniert habe, waren die vielen aus geklügelten Möglichkeiten, eine Bahn mit Hindernissen zu bestücken und diese dann zu überwinden. ,,Dadurch", so Quitsch, ,,ist
keine gespielte Runde so wie die Runde davor. Man erlebt auf den Bahnen ständig etwas Neues."
Im nächsten Jahr will Quitsch aufhören. Selbst
spielt er aufgrund seines Gesundheitszustandes schon lange nicht mehr.,, Es ist ja bezeichnend für das Nachwuchsproblem, dass ich in meinem Alter noch aktiv im Verband bin. Aber ich finde,
nun dürfen die anderen mal ran. Ich bin jedenfalls dankbar dafür, dass ich das Minigolf als Sportart mit entwickeln durfte", sagt er bescheiden. Und hofft, dass Minigolf auch als Vereinssportart
in Hamburg wieder einen großen Aufschwung nimmt.
Mirko Schneider
Was noch anzumerken
wäre:
Eng verbunden in den 60 Jahren Minigolf in im Deutschen Minigolfsport-Verband und dem Hamburger Bahnengolf-Verband ist auch meine Zugehörigkeit beim
Ex MGC Hamburg v.1959.e.V. und der Bahnengolfsparte des SV Lurup.
Auch hier bin ich
von Anfang an dabei und habe sämtliche Höhen und Tiefen in dieser Sportart auf Vereinsebene mit verschiedenen Vorstandspositionen miterlebt.
Doch ohne meine Frau
Ruth wäre mir dies alles nicht möglich gewesen. Ob als "Mutter der Nation" für das Wohl der Senioren-Nationalmannschaft tätig oder als Platzwartin der alten
Minigolfanlage am Eckhoffplatz, stets war und ist Sie bis heute an meiner Seite. Danke dafür.
S.Q.